Schon länger hatten wir eine Bahnfahrt zum Jungfraujoch geplant, es fehlte nur noch das passende Wetter. Da aber bald Jana, unser zukünftiges vierbeiniges Familienmitglied, einzieht konnten wir da nicht mehr so wählerisch sein. Wir wählten vor wenigen Wochen den Sonntag für diesen Ausflug. Zum einen war da zwar wechselhaftes, aber grösstenteils trockendes Wetter angesagt und zum anderen waren wir am Samstag den ganzen Tag nach einem Unwetter in der Nacht mit dem Trockenlegen unseres Kellers samt Garage beschäftigt.
Wir fuhren nach Interlaken. Dort ging es bei Sonnenschein mit der Wengernalpbahn über Lauterbrunnen zur Kleinen Scheidegg.
Dies ist auf 2061 Metern Höhe die Talstation der Jungfraubahn. Leider fing dort der Nebel an. Nun trennten uns nur noch 9,34 Kilometer vom Jungfraujoch. Auf diesen letzten Kilometern hoch zum Joch hält die Bahn normalerweise an drei Stationen die im Berg liegen, dem Eigergletscher (2330 m), der Eigerwand (2864m) und dem Eismeer (3158m). Die Station Eigergletscher war leider geschlossen, die an der Eigerwand zwar offen, aber ausser dichtem Nebel oder niedrigen Wolken sah man dort nichts.
Erst am Eismeer hatten wir Glück. Die Sonne kam zeitweise durch und zeigte uns sehr beeindruckende Ausblicke.
Nach insgesamt ca. 2 Stunden Fahrzeit von Interlaken aus erreichten wir auf dem Jungfraujoch den „Top of Europe“ wie der höchstgelegene Bahnhof (3454m) von Europa auch genannt wird. Ich hatte mich allerdings schon beim Einsteigen in die Bahn in Interlaken gefragt, ob wir wirklich noch in Europa sind. Die Europäer konnte man an einer Hand abzählen, die absolute Mehrheit war aus Asien ;-). Die Temperatur oben betrug 3 Grad, mit einer Jacke war das kein Problem. Die Touristen waren sehr unterschiedlich gekleidet, einige vermummten sich so, dass nur noch die Augen zu sehen waren, andere wagten sich in kurzen Hosen hinaus.
Die Jungfrau (4158m) liegt neben Eiger (3970m) und Mönch (4107m) in den Berner Alpen, das Jungfraujoch befindet sich mit 3466 Metern im Verbindungsgrat zwischen Mönch und Jungfrau. Dort ist auch die Kantonsgrenze zwischen Bern und Wallis. Das Joch wurde 1912 durch die Jungfraubahn erschlossen.
Ich war vor 20 Jahren schon einmal auf dem Jungfraujoch. Damals war es noch ursprünglicher und hatte einen Hauch von Abenteuer, was mir viel besser gefiel. Dieses Mal kam es sehr kommerziell rüber mit den vielen Shops, wo es angefangen von der Schokolade bis zu teuren Uhren alles zu kaufen gab. Aber ich denke die meisten Touristen wünschen das so.
Nach dem Aussteigen liessen wir die Andenkenläden links liegen und folgten den „Tour“ Schildern, die auf einem Rundgang zu den markanten Punkten am Joch führten. Vorbei an einer Kinoleinwand kamen wir zu einem Lift, der in 27 Sekunden hoch zum Sphinx-Observatorium, dem Wahrzeichen des Jungfraujochs, gefahren wäre. Aber mein Partner hatte gesundheitliche Bedenken und ich verzichtete wegen der schlechten Sicht draussen dann auch darauf. Das Wintersportvergnügen im Sommer auf dem Aletschgletscher liessen wir auch aus. Der nächste Punkt war der Erlebnisrundgang „alpine Sensation“.
Auf einem Rollband fuhr man an Bildern aus der Vergangenheit des Tourismus in der Jungfrauregion und des Bau’s der Jungfraubahn vorbei (beim Draufklicken werden die Bilder gross)
Danach folgte der Eispalast. Diesen kannte ich noch von meinem früheren Besuch, alles andere war neu hinzu gekommen. 1934 hatten zwei Bergführer begonnen eine gewaltige Halle aus dem Eis zu schneiden. Heute hat der Eispalast eine Grösse von über 1000 Quadratmetern, an einigen Stellen bewegt er sich um bis zu 15 Zentimetern pro Jahr. Der Weg führte direkt übers Eis, war aber erstaunlicherweise kaum rutschig.
Wunderschöne aus Eis geschnitzte Skulpturen verschiedener Tierarten waren in der Halle zu bewundern.
Wegen der Wärmeabstrahlung der Besucher wird der Eispalast auf minus 3 Grad gekühlt, Wände und Boden müssen ständig nachgearbeitet werden.
Den Abschluss der Tour bildet das Gletscherplateau. Dieses liegt unterhalb der Jungfrau am Rand des Aletschgletschers. Der Aletschgletscher ist mit 22 Kilometer Länge der grösste und längste Gletscher der Alpen und gehört schon zum Kanton Wallis.
Auf dem Plateau waren wegen des unbeständigen Wetters nicht allzu viele Menschen. Das Laufen erwies sich auf dieser Höhe als gar nicht so einfach, irgendwie waren die Knie wie Gummi :-). Wir hatten Glück , die Wolken verschoben sich manchmal und boten vereinzelte eindrucksvolle Ausblicke:

Aletschgletscher

Blick auf die Sphinx
Nach einer Weile gingen wir wieder hinein ins Berghaus und liefen die vielen Stufen nach unten zum Ausgangspunkt. Wir kamen an vollbesetzten Restaurants vorbei und natürlich am höchsten Uhrengeschäft der Welt und dem höchstgelegenen Schokoladenshop von Europa 😉
Zurück fuhren wir wieder über die Kleine Scheidegg und von dort hinunter nach Grindelwald, wo wir noch einen kurzen Spaziergang machten bis zur Abfahrt des Zuges nach Interlaken.
Nachstehend noch ein Plakatbild vom Berner Oberland
Ein schöner umfangreicher Bericht.